Hallo Zusammen,
Ich möchte hier nun doch mal mein Auto und den etwas längeren Weg zu Fahr- und Hörfreude dokumentieren. Ich habe damit etwas länger gewartet, da ich größtenteils andere Prioritäten bei meinen Auto setzte als die meisten anderen hier im Forum und ich mir nicht sicher bin ob es daher von Interesse ist. Das fängt schon mit der Optik an, die ist mir nämlich ziemlich egal. BMWs sind für mich (außen) keine richtig schönen Autos (bitte nicht hauen
), aber da der Fahrspass über der Optik steht bin dann ich doch hier gelandet. Der Motor, Heckantrieb und die recht kompakten Abmessungen in der Fahrzeugklasse haben mich dann zum 330d greifen lassen. Deswegen möchte ich nun doch meinen Wertegang dokumentieren, vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen der ähnliche Anforderungen an den Fahrspass hat. Grund für den Fahrzeugwechsel war, das ich meinen Alfa 156 Sportwagon 2,4JTD 20V
inklusive kompletter Hifi-Anlage an einen Liebhaber für einen richtig guten Preis verkaufen konnte. Ihn hat es anders als mich nicht gestört das der Wagen keine grüne Plakette bekommen kann.
Der Alfa hatte ein Bilstein B14 verbaut und von Werk aus recht viel und nicht einstellbaren Negativ-Sturz (VA -2,2°, HA -1,8°). Durch die SQ-Musikanlage in der Reserveradmulde war die Gewichtsverteilung nahezu 50:50 und der Wagen ging richtig zügig und mit tollem Gefühl ums Eck. Und davon gibt es hier im Sauerland / Wittgenstein doch genug um Spass zu haben ohne jemanden zu gefährden. Damit lag die Messlatte was das Fahrverhalten angeht schon relativ hoch, und ich bin davon ausgegangen das ich mit einem BMW meinem Wunsch nach einen ähnlich fahraktiven Auto wohl am nächsten kommen kann. Zum Glück lag ich am Ende gar nicht so verkehrt dabei, wenn auch der Wega dahin etwas länger und immer teurer wurde.
Also gab es Ende 2012 einen BMW E91 330dA in Alpinweiss 3 und innen in einem schönen hellen Ton, dem Leder Dakota/oyster. Der Wagen ist 23.09.2009 für die Niederlassung München gebaut worden und die hat einige nette Häckchen gemacht, besonders die Aktivlenkung weiß zu gefallen. Gekauft mit 37.000km hat er nun schon 90.000 weg:
Aktivlenkung
Komfortzugang
M Sportpaket
Panoramadach
Innen-/Aussensp. mit Abblendautomatik
Raucherpaket
Park Distance Control vo und hi
Xenon-Licht
Adaptives Kurvenlicht
Lichtpaket
Navigationssystem Professional
DAB-Tuner
USB-/Audio-Schnittstelle
Connectivity Paket
Navi Professional/Handyvorber. Bluetooth
M Lederlenkrad+Schaltwippe+Multifunktion
Leisten in Pianolack schwarz m. Intarsie
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Für ein halbes Jahr (über den Winter) blieb der Wagen serienmäßig, lediglich neue Felgen mit Winterreifen wurden zwangsweise gekauft. Es gab Nokian WR A3 auf Magma Interio in 8x17". Im Frühjahr war allerdings der Drang nach einem besseren Klang so stark das ich mit dem Umbau der Musik angefangen habe. Den Einbau stelle ich im nächsten Beitrag nochmal separat vor. Viel wichtiger war, das mir der Wagen mit der Mischbereifung im Sommer nicht recht gefallen hat von Fahrgefühl her. Mit Winterreifen war es minimal besser, aber weit weg von gut. Viel zu starkes Untersteuern und die Bremse hat auch angefangen zu rubbeln wenn man die Serpentinen hier etwas schneller gefahren ist. Auch der Komfort war schlechter als das doch recht straffe B14 im Alfa, Poltern, wegsetzen, das ganze Programm. Also habe ich überlegt was man tun könnte. Preislich sollte es Anfangs nicht gleich die teuerste Lösung werden, ich habe noch anderen Hobbys und möchte ja nicht nur fürs Auto arbeiten.
Step 1:
Bei der Bremse bin ich direkt mit dem Alpina-Kit gestartet, da die Vorderachse eh neue Schreiben und Klötze brauchte. Beim Fahrwerk hat mir die Höhe des M-Fahrwerks eigentlich schon gefallen und ich wollte möglichst nicht tiefer. Also mal noch nach dem Bilstein B12 Kit geschaut, und nach etwas Suchen festgestellt das die Federrate des darin verwendeten Eibach-Prokits fast genau der vom M-Paket entspricht. Also habe ich mich für "nur" neue Dämpfer entschieden und die Bilstein B6 eingebaut, gleich mit den Querlenkern vom M3 für mehr Sturz vorne. Hinten kam in Vorbereitung auf die Musikanlage noch das Schlechtwegepaket rein. Die Achsvermessung wurde dann entsprechend angepasst, vorne etwas mehr Vorspur aber innerhalb der Toleranzen von BMW.
Ergebnis:
Der Wagen war nun schon viel spassiger und auch komfortabler geworden, obwohl die Vorderachse spürbar straffer wurde, aber eben auch viel weniger nachgeschwungen hat. Die Dämpfer haben feiner angesprochen und das Auto hat jetzt auch deutlich weniger untersteuert, aber weg war es immernoch nicht. Man musste immer noch sehr sauber und rund fahren damit der Wagen halbwegs Spass machte, die Kurvengeschwindkeiten waren aber doch schon um einiges höher als vorher mit den M-Dämpfern. Auf der Autobahn war auch deutlich mehr Ruhe bei höheren Geschwingkeiten. Preis/Leistung passt hier also auf alle Fälle, auch die Kombination mit dem M-Federn funktionierte richtig gut. Ich denke für die meisten Fahrer wäre der Wagen so schon absolut okay gewesen.
Reifen waren in der Saison die Continental Sportcontact 5 non-RFT auf den M193 Felgen. Leider taugen die Reifen offensichtlich nicht für den warmen Sommer und die vielen Kurven, nach 7500km waren hinten neue Reifen fällig, vorne nach 10000km. Von der Lauffläche hat sich das Gummi in langen Fäden mit der Hand abziehen lassen. Dafür waren sie bei Nässe richtig gut. Luftdruck habe ich Schrittweise reduziert von den Werksangaben auf am Ende 2,3 vorne und 2,5 hinten, damit war sowohl der Nassgrip wie auch der Trockengrip sehr gut. Das war schon nicht schlecht so und viel besser als mit den M-Dämpfern und RFT, aber doch noch weit weg vom Alfa und somit musste da fürs nächste Jahr noch etwas passieren.
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Step 2:
Nach einem Sommer mit dem Setup war ich mit der Bereifung und der fehlenden Möglichkeit die Reifen von vorne nach hinten zu tauschen eher unzufrieden. Auch waren mir die Räder zu schwer, der Unterschied Winterreifen zu den Sommerreifen war mir zu groß, selbst beim 330d hat man den etwas geringeren Durchzug und schlechtere Beschleunigung sofort gemerkt. Also ging ich auf die Suche nach neuen Felgen in 8x18" und neuen Reifen. Optik war mir auch hier ziemlich egal, es sollte möglichst leicht, unauffällig (also am besten Silber) und ähnlich OEM-Felge werden. Also bin ich irgendwie bei den Diewe Impatto gelandet, laut Hersteller sollten diese recht leicht sein. Nachdem ich sie daheim hatte und gewogen habe, kamen 11,1kg für 8x18" heraus. Damit war ich wieder auf dem Niveau der M193-Felgen. Also zurück damit und nach weiteren Suchen dann für die grauen ProLine PXF entschieden. Mit 9,6kg sind sie sogar noch leichter als die 17" Winterfelgen, und Preislich absolut interessant. Wurde oft für eine OEM-Felge gehalten, also unauffällig ist sich auch scheinbar, obwohl grau. Reifen wurden dann die Dunlop Sportmaxx RT in 235/40R18, da bekam ich ein gutes Angebot. Weiterhin wurden noch die Luftkanäle nachgerüstet, da die Bremse hin und wieder doch noch zu warm wurde.
Ergebnis:
Der Wagen liegt schon nochmal etwas neutraler, ähnlich wie mit den Winterreifen. Gripverlust an der Hinterachse habe ich kaum festgestellt, allerdings habe ich in 12 Jahren Autofahren auch genau 0 Ampelrennen gemacht. Der Radsatz ist damit 14kg leichter geworden und sogar noch 4kg leichter als mit den Winterreifen. Das war gut zu spüren und definitiv das Geld wert. Selbst beim 330d merkt man den Unterschied deutlich. Aber die Dunlop SportMaxxRT waren grauenvoll! Die Reifen haben wirklich sehr früh angefangen zu quietschen ohne das ich in der Nähe vom Limit war. Sehr unschön und auf Dauer nervig da es so früh auftrat das einige Beifahrer komisch geschaut haben und ebenfalls sagten die "Quietschen ja früh, ist doch gar nichts". Auch nochmalige Versuche mit dem Reifendruck halfen nicht, am Ende hat sich 2,4 und 2,6 bar als am besten herausgestellt, trocken wie nass. Gehalten haben die Reifen vorne wie hinten 10000km, dann waren sie bei der Mindesttiefe. Die Luftkanäle waren auch deutlich zu spüren, das Kapitel Bremse ist damit für mich erstmal abgehakt. Aber die Dunlops wollte ich definitiv nicht mehr haben, und auch das immernoch vorhandene Untersteuern hat mich immer mehr gestört. Also habe ich lange überlegt was ich als nächstes tun sollte, denn mir war klar das der nächste Schritt sicher nicht sehr günstig werden wird.
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Step 3:
Anfangs habe ich darüber nachgedacht noch etwas mehr Sturz an der Vorderachse zu bekommen, bevor ich das ganze Fahrwerk rausschmeiße. Aber der Gedanke an Uniball-Lager und damit verbundene Geräusche (ist ja immer noch ein Alltagswagen der keine Rennstrecke sieht) sowie die fehlende Möglichkeit das einzutragen haben mich dann doch wieder davon abgebracht. Also reifte ein Gedanke den ich schon seit über einem Jahr im Kopf hatte immer weiter, es sollte das Öhlins-Gewinde werden. Wichtig war mir, max. 10mm tiefer als M-Paket zu kommen, was die meisten anderen Gewindefahrwerke sowieso disqualifiziert hat. Nach dem Bericht von Alpina_B3_Lux war ich mir dann ziemlich sicher das es genau das ist was ich suche.
Nur für so ein Fahrwerk sollte man schon einen Profi haben der einem bei der Einstellung hilft, sprich Radlasten einstellen, Dämper einstellen, angepasste Achsvermessung. Nach einigen Telefonierens mit verschiedenen Öhlins-Händlern bin ich dann bei BRT Automotive in Neumark-St. Veit gelandet, einer von nur 3 offiziellen Öhlins Servicepartnern die die Fahrwerke auch komplett revidieren können. (Dafür muss man ja schon etwas mehr Know-How haben dachte ich mir) Dort bekam ich neben guter Beratung auch einen sehr guten Preis für Fahrwerk, Einbau und Einstellung. Sie haben schon einige E9x mit Öhlins oder anderen Fahrwerken im Kundenkreis gehabt. Also habe ich dann für September 2014 einen Termin in Bayern gemacht, nach Absprache haben wir uns an der Hinterachse allerdings für härtere Federn entschieden, 100N/mm anstatt der 70N/mm die normalerweise geliefert werden. Aber durch den Kombi und die Musikanlage auf der Hinterachse machte das bei mir durchaus Sinn. Man kann bei Öhlins die Federn direkt in der gewünschten Rate bestellen, ohne Aufpreis, somit war dann auch die Eintragung kein Problem. Bei der Abstimmung von Zug/Druckstufe hilft dann auch der patentierte Stoßdämpfer Prüfstand den nur BRT hat. Somit kann das Fahrwerk ohne lange Abstimm-Fahrten auf der Strasse zu machen eingestellt werden. Das ganze wurde natürlich auch sauber dokumentiert, angepasste Achsvermessung, Radlasten, Höhe, Dämpfersetup, usw. Auch die Serien-Dämpfer wurden schonmal mit dem Prüfstand vermessen, die Diagramme habe ich mal angefügt.
Ergebnis:
Also auf zur Probefahrt die uns auch gleich zum TÜV geführt hat. Der Chef ist selber gefahren, und sagte nach einigen KM zu mir "mit dem Fahrwerk sind sie 90% aller Fahrzeuge auf der Strasse überlegen..." Ich dachte dann schon, hey, ich habe das Fahrwerk schon gekauft, du brauchst mich nicht mehr überzeugen, ich werde es schon merken wenn ich dann selber mal damit fahre. Auch der Tüv-Prüfer ist nach einer interessierten Probefahrt mit einem Grinsen im Gesicht wiedergekommen. Als ich dann endlich selber hinters Steuer konnte, wusste ich sofort was er mit seiner Aussage meinte. Das was nun mit dem Wagen möglich ist, das ist echt beeindruckend. Selbst mit Winterreifen, die eine Woche nach dem Fahrwerk auf das Fahrzeug kamen, sind höhere Kurvengeschwindigkeiten möglich wie mit Sommerreifen vorher. Der Wagen ist dabei absolut neutral und jederzeit super zu kontrollieren und mit dem Gas ist das Heck schön zur Mitarbeit zu bewegen ohne sofort auszubrechen. Bei der Heimfahrt hat es stark geregnet, mit 1,6mm Profil der alten Sommerreifen der Härtetest für die Abstimmung. Aber selbst dabei blieb der Wagen in bewusst etwas zu schnell angegangenen Kurven sehr neutral und hat über alle Viel Räder geschoben, mit leichter Bevorzugung der Vorderachse. Gibt man etwas Gas dabei ist er komplett neutral. So soll das sein! Das Fahrgefühl ist spitze, kleinste Lenkbefehle werden sofort umgesetzt. Hier hat es sicher auch geholfen gerade nicht den Hängearsch zu korrigieren, sondern sich am Schweller zu orientieren. Mit der Aktivlenkung zusammen wirkt der Wagen mehr wie ein giftiger Kleinwagen als ein Mittelklasse-Kombi, erst in richtig engen Kurven kann er das Gewicht nicht mehr richtig verbergen. Logisch. Dazu kommt das der Komfort deutlich dazu gewonnen hat, man fährt automatisch schneller auf schlechten Strassen da die Karosserie weniger Bewegung macht als vorher, und dabei die Räder immer im Kontakt mit der Strasse sind. Mit dem Öhlins musste ich nun alles was ich bisher von Gewindefahrwerken gewohnt war (und gefahren bin) einfach mal komplett vergessen, vor allem was den Komfort angeht. Somit bleibt zu sagen, Ziel (endlich) erreicht!
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Leider ein Schreibfehler da ich nach Hause fahren musste und keine Zeit war es zu korrigieren. Wie man sieht ist die Gewichtsverteilung schon leicht Hecklastig, aber der Wagen ist verdammt schwer.
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Hier die Diagramme, die erste Spitze ist Druckstufe VA, zweite Zugstufe VA, dann Druckstufe HA, Zugstrufe HA. Das erste Diagramm ist Serie, zweites das Öhlins.
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Step 4:
Aber wie das so ist, das Bessere ist des Guten Feind. Mit den Reifen war ich bisher absolut nicht zufrieden. Nach den vielen durchweg positiven Berichten über die Michelin Pilot Super Sport werde ich sie diesen Sommer ebenfalls mal testen. Da es sie nicht in 235/40R18 gibt, wird es wohl auf "nur" 225/40R18 hinauslaufen. Ich denke das sollte aber kein Problem geben, nach dem was man hier so liest sollte der fehlende cm durch die Gummimischung locker wettgemacht werden. Ich bin gespannt.
So, das war es zum Fahrwerk. Ich hoffe das hilft dem ein oder anderen weiter.